Zeitzeugenprojekte

Begegnungsprogramm LeDor Dor... Von Generation zu Generation mit israelischen Schoah-Überlebenden und ihren Angehörigen in Deutschland (2008)

 

Anlässlich des 60. Jahrestages der Staatsgründung Israels lud die deutsche Bundesregierung 25 Überlebende der Schoah nach Deutschland ein. Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V., die seit den 1960er Jahren mit Freiwilligen in israelischen Altenheimen aktiv ist, wurde die Koordination des Programms übertragen. Projektpartner waren unter anderem die Gedenkstätten Bergen-Belsen, Flossenbürg, Ravensbrück, Mittelbau-Dora und Oberhausen sowie Museen, Kirchengemeinden, Synagogen, Schulen, die Deutsch-Israelische Gesellschaft, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und Stolperstein-AGs.

 

Zusammen mit ihren Kindern, Enkeln oder Ehepartnern traten die Überlebenden eine Reise in ein Land an, das zwiespältige Gefühle auslöst: die Erinnerung an das Leid während des Nationalsozialismus, aber auch Heimatgefühle und Sympathie für die junge Generation. Bis zum Jahresende 2008  besuchten die israelischen Gäste vorwiegend Orte, die in einem engen Verhältnis zu ihrer Lebensgeschichte stehen. So sahen einige erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Geburtsstädte wieder. Andere besuchten Gedenkstätten, die bei ehemaligen Konzentrationslagern errichtet wurden. Viele Besuche erfolgten um den 9. November  70 Jahre nach der zerstörung jüdischer Synagogen und Geschäfte und der Verschleppung Tausender Juden in Konzentrationslager.

 

Mit dem Besuchsprogramm wurden in erster Linie junge Menschen angesprochen. In über 100 Veranstaltungen trafen deutschlandweit Schülerinnen und Schüler, Konfirmanden, aber auch Senioren, Pädagogen und politisch Engagierte mit den Überlebenden zusammen.

 

Die meisten der mitgereisten Angehörigen der 2. und 3. Generation waren zum ersten Mal in Deutschland und in der Geburtsstadt ihrer Eltern oder Großeltern. Auch für sie war es eine besondere Erfahrung, vom Schicksal ihrer eigenen Familie während der NS-Diktatur und der Verfolgung der Juden zu hören, denn oftmals wurde in ihren Familien nicht über die Schoah gesprochen. Dies war für beide Seiten ein sehr schmerzhafter Prozess, bei dem Emotionen aufgewühlt wurden, die lange unter einer Decke des Schweigens gelegen hatten.